Evo-Lution
12014/07/01 von Jörn
Evo-Lution
Evo Morales, Kokabauer, Gewerkschaftsführer und erster indigene Präsident von Bolivien, Chavez- Freund, Castro-Kumpel und Wollpulliträger grüßt überall. Der im Ausland nicht unumstrittene Staatsführer (er hat zB die Verfassung geändert um sich zum dritten Mal wählen lassen zu können) ist hier vor Ort omnipräsent – sogar auf T-Shirts. Aber offensichtlich hat er einiges richtig gemacht, denn Bolivien ist eigentlich dafür bekannt mit seinen Oberhäuptern nicht zimperlich umzugehen. In den 60 Jahren zwischen 1920 und 1980 wurden rekordverdächtige 39 Präsidenten verschlissen, die meisten beendeten ihre (kurze) Amtszeit indem sie ihre Residenz in La Paz durch das Fenster im zweiten Stock verließen, oft unfreiwillig. Dies blieb Evo bisher erspart (wohl auch weil er seinen Wohnsitz aus La Paz herausverlegt hat ;-)) und Bolivien scheint zum ersten Mal während seiner wechselhaften Geschichte geeint, Infrastruktur wird gebaut und Benzin subventioniert
Trockenzeit
Bolivien und Benzin sind allerdings zwei Worte mit explosivem Inhalt für Touristen (im „Touren“-Sinn). Wird der Treibstoff doch ausschließlich für die Einheimischen vom Staat bezuschusst und darf an Ausländer eigentlich nur zum unsubventionierten Preis (etwa 3x höher) abgegeben werden. Damit dieser Außenhandel aber auch offiziell erfasst werden kann wird Tanken in Bolivien zum bürokratischen Kraftakt. Diverse Nummern (Kennzeichen, Paß, undwasweißich) müssen dafür mühsam in ein spezielles Rechnungsformular eingetragen werden. Da die meisten Tankwarte dies entweder nicht dürfen, können oder möchten hört der Spritsuchende, weitaus öfters als ihm lieb sein kann die drei hässlichen Worte: „no hay gasolina“ = es gibt kein Benzin. Da dies ganz augenscheinlich oft nicht stimmt kann man zumindest auf dem platten Land noch ganz gut etwas „aushandeln“ – und abschließend zum 1 bis 2,5-fachen Normalpreis seine
Kohlenwasserstoffe dann irgendwie doch noch beziehen. In Städten aber, wo Kameras oder der Chef ein wachsames Auge auf die Zapfsäulen werfen, gehen wir im wahrsten Sinne des Wortes oft leer aus. Da hilft alsdann nur La Paz zu verlassen und möglichst frühzeitig nach der freundlichen alten Dame mit dem Schild im Fenster und dem Kanister unterm Arm Ausschau zuhalten.
Die Yungas
Vergesst den Hype um die „Death“-Road. Die ist nur gefährlich weil täglich hunderte völlig ungeübte Radfahrer völlig blind die Kurven der 30 Km langen engen Gasse HERUNTERrasen (hoch fahren die alle schön über die parallele Asphaltstrasse, und zwar mit dem Bus!). Auf der Reise haben wir schon Strecken gefahren die ähnlich steil UND länger sind. Aber die Landschaft ist tatsächlich großartig, jemand sollte die Piste endlich in „Nice-Road“ umbenennen. Jenseits von Coroico zeigt sich dann die ganze Pracht der Yungas. Hinfahren, anschauen, staunen!
Leider streckt mich gerade hier ein erstaunlich lang anhaltender DüFi nieder, so sind meine Aktivitäten leider aufs Allernötigste reduziert, auch ein Ausflug ins Amazonasbecken muss verschoben werden (mal wieder, ich befürchte fast ich schaffs auf dieser Reise überhaupt nicht mehr bis ins Tiefland). Auch „müssen“ wir bald zurück nach La Paz, haben wir doch neulich eine Einladung zu einem Motorradtreffen der besonderen Art erhalten.
Duneada 2014
Beim Duneada versammelt sich die Haute Voilet von La Paz und Cochabamba irgendwo mitten auf dem Altiplano um ihre zwei- und vierrädrigen Spielzeuge ein Wochenende lang durch die Dünen zu peitschen. Etwa 300 Leute sind zugeströmt, die alten Hasen meist auf Japanischen und Österreichischen Motocross-Gerät, die Kiddies eher auf Quads und ATVs.
Ich bin noch zu kränkelnd um den morgendlichen Aufbruch aus La Paz (um 5oo bei Minusgraden) zu bewältigen und starte etwas später als die Sonne schon ein bisschen wärmt. Dadurch verpasse ich zwar den Großteil des Sportprogramms, bin aber pünktlich vor Ort um das Anfachen des Grills zu erleben 😉 .
Yamaha möchte mit seinen WR –Modellen Marktanteile gewinnen, so stehen zwei Testgeräte zur Verfügung und auch das Essen wird von den Japanesen gesponsort. Auch andere Firmen unterstützen die Veranstaltung, so gibt es eine Bier-Verköstigung und auch eine ausgesprochen professionelle Live-Band, und dies Alles komplett ohne Eintritt!!
Das Publikum besteht aber auch, dem exklusiven Hobby entsprechend, vorwiegend aus (Mikro!)Bänkern, Pharma-Importeuren und Tourismus-Experten und erschreckend viele davon sprechen Deutsch. Wir erhalten einen kniehohen Stapel an Visitenkarten, und wenn wir nur die Hälfte der Einladungen verfolgen wollten bräuchten wir zwei Monate mehr für Bolivien.
Auf den heißen Abend folgt allerdings eine unterkühlte Nacht. Als die Sonne verschwindet wird blitzschnell beißend kalt, und als sie wieder aufgeht ist unser Trinkwasser gefroren und auf den Schlafsäcken hat sich dort wo die ausgeatmete Luft kondensiert ein schöner Eispanzer gebildet. Aber nicht nur wegen dieses Blitzeises ein ziemlich cooles Erlebnis.
Bilder von Dschungel- und Dünenritt findet ihr wie immer unter:
https://moppedrun.wordpress.com/aussichten/bolivien
Hallo Ütze
alles Liebe zum Purzeltag aus Butzbach. Hoffe es geht Dir gut und Du hottest heute
ein wenig ab. (Vielleicht wiedermal Wüstenrock). Auf Bald
und Bussi HMJ
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