Extremwerte
12014/07/31 von Jörn
Auch links unten in der Ecke, jenseits der wunderschönen weißen Hexagonflächen ist der bizarre Süden Boliviens mehr als sehenswert. Kalte Lagunen, warme Quellen, heiße Geysire, erloschene Vulkane, viel Wind und ganz viel Leere.
400 meist sandige Kilometer, mehrere Flussdurchquerungen, dünne Höhenluft, tiefe Temperaturen und die spärliche Versorgung machen die Lagunenpiste zu einer echten Herausforderung für Zweiradler. Stefan ist immer noch kränkelnd (selbst der Arztbesuch nebst Spritze gibt keine Besserung) und die Lagunenpiste ohne Begleitung und darüber hinaus wider zurück nach Uyuni fahren zu müssen ist mir alleine zu „heiß“. So buche ich mich bei einer der lachhaft billigen Jeeptouren ein, was sich final auch als absolut richtige Entscheidung erweisen sollte. Zumindest im Juni, hier tiefster Winter, ist die Lagunenrunde nur mit viel Vorsicht anzugehen, fahrerisch nicht zu technisch, aber nebenbei mit allerlei Extremwerten geschmückt.
Die Pisten durchs Reservat Eduardo Avaroa sind durch die Unmengen Touristenjeeps tief verspurt und an manchen Stellen geht es nur im Schritttempo über ballgroße Steine. Selbst tagsüber sind die Temperaturen unter Null und an den Furten staut sich das Eis. Aber das unerfreulichste ist der Wind, der leidige Wind.
Rüttelt an den Scheiben, bläst –kräftiger als ein Sandstrahlgebläse- Kiesel ins Auto und den Schnodder aus der Nase. Ohne Brille wagt sich keiner aus dem Wagen, und auch wenn umwerfende Landschaften locken, die Fotomöglichkeiten einmalig sind, länger als 10 Minuten mag keiner in dem eisigen Sturm stehen, der durch die 700er –Daunenjacke pfeift als wäre sie ein T-Shirt.
Die Natur jenseits von Eis und Wind sucht jedoch ihres Gleichen. Leergefegt und fast monochrom, die Farben freilich intensiv und die Proportionen wie gemalt, so echt und doch so surreal das ganze Zonen namentlich dem guten Salvador gewidmet sind. Gelegentliche Büßereis-Felder geben den extremen Zuständen eine Form. Leer, aber nicht leblos. Fast unglaublich, trotzen einige rosa Flecken einbeing den garstigen Temperaturen und schwermetallverseuchten Seen. Nachts sinkt die Quecksilbersäule auf -25° und der Wind bläst die Kamera vom Stativ, aber sobald morgens die Sonne aufgeht wird eine neue Welt geboren.
Bilder der eisigen Welt unter https://moppedrun.wordpress.com/aussichten/bolivien
Wunderbar und atemberaubend.
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